8. »Frankfurt liest ein Buch« 24. April – 7. Mai 2017
Herbert Heckmann: Benjamin und seine Väter (Schöffling & Co)
Im Mittelpunkt der achten Ausgabe von »Frankfurt liest ein Buch« stand die Wiederentdeckung des Schriftstellers Herbert Heckmann und seines Romans Benjamin und seine Väter. Über 90 Veranstaltungen an 70 verschiedenen Orten im Stadtgebiet und in der Region wurden angeboten. Bei u.a. Ausstellungen, literarischen Spaziergängen, Opern-, Theater-, Film-, Buchhandels-, Bibliotheks-, Schul-, Tanz- und Museumsabenden waren insgesamt wieder rund 12.000 Menschen auf den Beinen. Das Programm war mit SchauspielerInnen, MusikerInnen und AutorInnen hochkarätig besetzt.
»Mach es zu deinem Projekt«, überschrieb Florian Balke in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung seinen Bericht über die Lesungen und Diskussionsrunden in privaten Wohnzimmern. In diesem Jahr hatten vier Privathaushalte ihre Türen für Gäste geöffnet. Der partizipative Gedanke des Festivals – Kulturinstitutionen, soziale und private Einrichtungen einzubinden und bürgerschaftliches Engagement aktiv zu fördern – ist beispiellos und hat das Lesefest zu einem echten Markenzeichen der Stadt gemacht. »So etwas gibt es nur in Frankfurt«, sagte Kulturdezernentin Ina Hartwig bei der Eröffnungsveranstaltung von »Frankfurt liest ein Buch« in der Deutschen Nationalbibliothek.
Mit dabei waren u.a.: Thomas Bäppler-Wolf, Dietmar Bär, Heiner Boehncke, Isaak Dentler, Moritz Eggert, Peter Feldmann, Ruth Fühner, Ina Hartwig, Helge Heynold, Wolfram Koch, Jo van Nelsen, Bernhard E. Ochs, Walter Renneisen, Petra Roth, Hans Sarkowicz, Wilfried F. Schoeller, Hartmut Volle, Frank Witzel.
Das Buch – Benjamin und seine Väter (Schöffling & Co)
Benjamin Weis erblickt 1919 in Frankfurt als Sohn der ledigen Kanzleigehilfin Anna das Licht der Welt, vom Vater fehlt jede Spur. Der Anwalt Fritz Bernoulli nimmt sich der jungen Familie an, stellt Wohnung und Unterhalt zur Verfügung. So wächst Benjamin trotz der widrigen Umstände behütet in der Bergerstraße heran. Er taucht ein in die Welt von Don Quijote und Robinson Crusoe und erlebt mit seinen Freunden kleine und große Abenteuer. Doch da seine Mutter auf seine Fragen nach dem Vater ausweichend mit Märchen antwortet, muss sich Benjamin eben selbst immer neue Väter erfinden. Herbert Heckmann zeichnet ein Panorama der zwanziger und dreißiger Jahre in Deutschland aus der Perspektive eines Kindes, das sich auf viele Dinge keinen Reim machen kann. Warum sein Ziehvater als Vaterlandsverräter beschimpft wird, warum niemand einschreitet, als ein angeblicher Kommunist auf der Straße zusammengeschlagen wird, warum sein jüdischer Freund nach Amerika auswandern muss, auf diese Fragen erhält der jugendliche Benjamin immer noch keine Antworten. Und so lautet sein Fazit: »Ich scheiße auf alle Väter, die uns ein solches Leben eingebrockt haben.«
Herbert Heckmann
Benjamin und seine Väter
Mit einem Nachwort von Peter Härtling
440 Seiten. Gebunden. Lesebändchen
€ 22,00
ISBN 978-3-89561-482-8
Schöffling & Co.
Der Autor – Herbert Heckmann
Herbert Heckmann wurde 1930 in Frankfurt am Main geboren. Sein umfangreiches Werk umfasst neben Erzählungen und Romanen auch Kinder- und Kochbücher sowie ein Wörterbuch der Hessischen Mundart. Für den Roman Benjamin und seine Väter, den die Frankfurter Allgemeine Zeitung vorabdruckte, wurde er mit dem Bremer Literaturpreis ausgezeichnet. Er war Mitherausgeber der Neuen Rundschau, freier Mitarbeiter beim Hessischen Rundfunk, Präsident der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, Professor an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach am Main und gehörte zahlreichen Jurys an. Er starb 1999 in Bad Vilbel.
(c) Mara Eggert