»Deutschlands wunderbarstes und sinnvollstes Lesefest!«
DIE ZEIT

3. »Frankfurt liest ein Buch«   16. – 29. April 2012

Silvia Tennenbaum: Straßen von gestern (Schöffling & Co.)

»Sie sei, sagte Silvia Tennenbaum, der Stadt, dem Verlag und allen Besuchern dankbar dafür, ihrem Roman neues Leben verliehen zu haben: ›Es sind die schönsten Wochen meines Lebens gewesen.‹ Es war auch für viele Frankfurter eine schöne Zeit.« Florian Balke, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.04.12

»Mit ›Straßen von gestern‹ ist es dem Verein ›Frankfurt liest ein Buch‹, der die Initiative von Verleger Klaus Schöffling kanalisierte, erneut geglückt, einen Roman hoher literarischer Qualität ausfindig zu machen.« Frankfurter Neue Presse, 21.03.12

Zum dritten Mal ist es uns gelungen, die Frankfurter Bürgerinnen und Bürger über vierzehn Tage für ein Buch zu begeistern. Dieses Mal folgten wir den Spuren von Silvia Tennenbaum und der Familie Wertheim durch das feine Westend, also dorthin, wo heute die Doppeltürme der Deutschen Bank aufragen. »Straßen von gestern liest sich, als sei das Buch gerade eben erst verfasst, es ist voller liebevoll beschriebener Orte, die den Frankfurtern seit langem und noch immer teuer sind, von der Alten Oper bis zum Palmengarten«, schrieb Florian Balke in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Über 13.000 Besucher nahmen an 87 Veranstaltungen teil; über 60 Kooperationspartner haben sich an Frankfurt liest ein Buch 2012 beteiligt: Buchhandlungen oder Privatinitiativen genauso wie die Deutsche Nationalbibliothek, das Literaturhaus, das Hessische Literaturforum, das Städel, die Oper und die Universität.

Durch die heterogenen Formate der Veranstaltungen konnten wir viele unterschiedliche Zuhörergruppen gewinnen – Studenten, Rentner, geübte Leser wie zufällig vorbeikommende Spaziergänger. Die hohe Besucherzahl erklärt sich durch sehr gut besuchte Veranstaltungen, aber auch durch den Besucherfluss in den drei Ausstellungen (im Fenster zur Stadt des Restaurants Margarete, in der Stadtbibliothek und in der Oper).

Höhepunkte des Lesefests waren die Eröffnungsveranstaltung, die Abschlussveranstaltung, die Ausstellungseröffnung in der Oper und im Fenster zur Stadt, die Verleihung der Goethe-Plakette durch das Land Hessen an Silvia Tennenbaum in der Buchhandlung Land in Sicht, aber auch die Führungen durch das Städel oder kleinere Veranstaltungen, z. B. in der Buchhandlung Schutt oder bei Buch & Wein. Wir freuen uns besonders, dass sich darüber hinaus 2012 erstmals neue, bedeutende Kulturinstitutionen der Stadt Frankfurt am Main wie das Städel und die Oper an Frankfurt liest ein Buch beteiligt haben.

Jugendliche hatten in diesem Jahr die Möglichkeit, im Filmmuseum die Dokumentation der Filmemacherin Hanna Laura Klar über Silvia Tennenbaum zu sehen oder in der Anne-Frank-Begegnungsstätte mit der Autorin persönlich ins Gespräch zu kommen. Aber auch die Valentin-Senger-Schule und der Mediacampus sowie die Studenten des Literaturbetriebs e.V. haben erneut Veranstaltungen angeboten. 

Das Programmheft finden Sie hier.

Das Buch – Straßen von gestern

Aus dem Englischen von Ulla de Herrera
656 Seiten
Gebunden
Lesebändchen
€ 19,95
ISBN 978-3-89561-486-6
Schöffling & Co.

Dort, wo heute in Frankfurt am Main die Doppeltürme der Deutschen Bank aufragen, kommt 1903 Lene Wertheim zur Welt. Die Wertheims sind eine alteingesessene jüdische Familie im feinen Westend, mit festen Grundsätzen und Regeln. Man feiert Weihnachten als prunkvolles Familienfest – zum Missfallen der ortho-
doxen Verwandtschaft. »Die Juden sind wie alle anderen, und wenn sie es nicht sind, sollten sie es sein«, erklärt Eduard Wertheim, Bankier, Kunstsammler und Mäzen, seinen Nichten und Neffen. Jacob, der Intellektuelle in der Familie, gründet eine Buchhandlung am Römer. Lene erhält 1938 in Paris für sich, ihren zweiten Mann und ihre Tochter Ausreisevisa für die USA. Aber nicht alle Wertheims haben das Glück, sich rechtzeitig vor den Nazis in Sicherheit bringen zu können.

Die Geschichte der Wertheims, vier Generationen überblickend, beginnt im Frankfurter Westend am Anfang des Jahrhunderts und endet mit dem Ausgang des Zweiten Weltkriegs. Wie die mit ihnen verschwägerten Süßkinds sind sie echte Frankfurter: Was sie erlebten, im Kaiserreich, in der Weimarer Republik und im »Dritten Reich«, erfuhren Hunderttausende von Menschen, die im deutschen Bürgertum einen bedeutenden, aber auch beneideten Platz einnahmen.

Die Autorin – Silvia Tennenbaum

Tennenbaum wurde 1928 in Frankfurt am Main geboren und emigrierte 1938 in die USA. Sie studierte Kunstgeschichte an der Columbia University, war als Kunstkritikerin tätig und veröffentlichte seit Anfang der 1960er Jahre erste literarische Werke. Ihr 1978 erschienener Roman »Rachel, the Rabbi’s Wife« war
ein großer Erfolg. 1981 folgte »Yesterday’s Streets«. Der Roman um eine Frankfurter jüdische Familie erschien 1983 unter dem Titel »Straßen von gestern« in deutscher Übersetzung. Silvia Tennenbaum lebte auf Long Island und hielt sich seit 1983 regelmäßig in Frankfurt am Main auf. 2016 starb sie in Harverford, Pennsylvania.