»Deutschlands wunderbarstes und sinnvollstes Lesefest!«
DIE ZEIT

2. »Frankfurt liest ein Buch«   2. – 15. Mai 2011

Wilhelm Genazino: Abschaffel (Hanser)

»Zur Eröffnung der Kampagne platzte, wie bereits im Vorjahr, der Große Saal der Deutschen Nationalbibliothek aus allen Nähten. Mehr als 400 Besucher wollten zuhören, wie prominente Vorleser aus dem Bereich der Stadtkultur aus dem Werk des Büchnerpreisträgers Genazino vorlasen. Der war selbstverständlich auch höchstpersönlich erschienen und gab im Anschluss an den Vortrag zu, ein wenig gerührt gewesen zu sein [...].« Christoph Schröder, Journal Frankfurt, 03.05.11

»Im vorigen Jahr las Frankfurt die Geschichte einer außergewöhnlichen Rettung, dieses Jahr geht es um etwas, das für die Frankfurter so gewöhnlich ist wie die Schwierigkeiten der Eintracht: das Leben als Angestellter. Dieses Buch sind wir.« Florian Balke, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 01.05.11

Im Zentrum des zweiten Lesefestes stand der Roman »Abschaffel« von Wilhelm Genazino, der die Veränderungen in der Stadt Frankfurt am Main während der siebziger Jahre aus dem Blickwinkel eines Angestellten unnachahmlich schildert. Dieses Mal folgten wir den Spuren von Wilhelm Genazinos Abschaffel, »einem kläglichen Versager« (HR-online) durch die Büros der Angestellten, durch die Frankfurter Bahnhofswelt und sein kurioses Liebesleben. Über 11.000 Besucher besuchten in diesem Jahr die Veranstaltungen an 50 Orten mit ebenso vielen Kooperationspartnern. Fast alle waren bis auf den letzten Stuhl besetzt. »Dieses Buch sind wir«, stellte Florian Balke in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung klar.

Zahlreiche Institutionen der Stadt waren wieder dabei: Buchhandlungen, das Bürgerinstitut Lesefreuden, die Deutsche Nationalbibliothek, das Frankfurter Autorentheater, das Haus am Dom, das Hessische Literaturforum, das Schauspiel, das Literaturhaus Frankfurt, die Stadtbücherei Frankfurt und die Stadtteilbibliotheken von Rödelheim bis Schwanheim, die Universität und viele weitere mehr. Es wurden wie im ersten Jahr unterschiedliche Veranstaltungsformate umgesetzt wie Lesungen zahlreicher Künstler und Persönlichkeiten der Stadt, Literarische Spaziergänge, Vorträge, Ausstellungen, Musikdarbietungen und Workshops. Der mediacampus frankfurt | die Schulen des Deutschen Buchhandels in Frankfurt-Seckbach waren ebenfalls wieder mit Engagement dabei.

Das Buch – Abschaffel

Hanser Verlag

Abschaffel, Flaneur und  »Workaholic des Nichtstuns« streift durch eine Metropole der verwalteten Welt. Mit innerer Phantasietätigkeit kompensiert er die äußere Ereignisöde seines Angestellten-Daseins und schlägt alle Zerstreuungsangebote der Freizeitindustrie aus. Im Verlauf der Trilogie unternimmt Abschaffel mehrere kläglich-komische Anläufe zum Ausbruch: Zum Beispiel versucht er sich selbst in der Rolle des Nutznießers von Ausbeutung, als Zuhälter nämlich. Zu guter Letzt jedoch zwingt ihn eine psychosomatische Krankheit zu einem mehrwöchigen Kuraufenthalt. Immerhin eröffnet sich ihm hier endlich die Möglichkeit der Reflektion.

Der Autor – Wilhelm Genazino

Wilhelm Genazino, 1943 in Mannheim geboren, lebte in Frankfurt und ist dort im Dezember 2018 gestorben. Sein Werk wurde vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Georg-Büchner-Preis und dem Kleist-Preis. Die drei Romane der Abschaffel-Trilogie wurden zum ersten Mal veröffentlicht in den Jahren 1977 (Abschaffel), 1978 (Die Vernichtung der Sorgen) und 1979 (Falsche Jahre). Bei Hanser erschienen zuletzt: Bei Regen im Saal (Roman, 2014), Außer uns spricht niemand über uns (Roman, 2016), Kein Geld, keine Uhr, keine Mütze (Roman, 2018).